Geld fließt in Stromversorgung,
Feuerholz-Kauf und Suppenküchen

Die Evangelische Kirche im Rheinland spendet zusammen mit den Johannitern 100.000 Euro an Hilfsprojekte in der Ukraine. Das Geld geht an die Reformierte Kirche in Ungarn und fließt von dort aus direkt in Projekte zur Sicherung der Stromversorgung, zur Beschaffung von Brennholz sowie in Suppenküchen in der Ukraine.

Organisiert und umgesetzt wird die Hilfe vor Ort von der Reformierten Kirche in Ungarn und ihrem Hilfswerk sowie der Reformierten Kirche in Transkarpatien und deren Diakoniewerk. Die beiden Kirchen sind historisch, kulturell und theologisch eng verbunden, da die Region Transkarpatien im Südwesten der Ukraine bis 1920 Teil Ungarns war und dort noch heute viele ungarischsprachige Reformierte leben. Nach der politischen Trennung blieb die Verbindung über gemeinsame Glaubensüberzeugungen, Traditionen und diakonische Zusammenarbeit bestehen.

Unterbrechungsfreie Stromversorgung an fast 40 Standorten geplant

Ein Beleg dafür sind die drei Projekte, die mit der Spende der rheinischen Kirche sowie der Johanniter unterstützt werden. So fließen 40.000 Euro in das Projekt „Unterbrechungsfreie Stromversorgung” sowie den „Stromversorgungsfonds“. Das sogenannte unterbrechungsfreie Stromversorgungssystem bietet einen Energiespeicher mit einem Hybrid-Wechselrichter, der das System sowohl über die Hauptstromversorgung als auch über einen Generator aufladen kann, wenn die Hauptversorgung unterbrochen ist. „Die Installation von solchen Einheiten ist an fast 40 Standorten geplant. Dieses Vorhaben wird dank der Winterhilfe der rheinischen Kirche noch im Dezember verwirklicht“, erklärt Pfarrer Balázs Ódor, Ökumenereferent der Reformierten Kirche in Ungarn. Zudem werden etwa Solarpanels angeschafft. 20.000 Euro gehen an ein kirchliches Netzwerk von Suppenküchen. Weitere 40.000 Euro kommen der Beschaffung von Feuerholz zugute, das die Menschen im Karpatenbecken unbedingt zum Heizen, aber auch zum Kochen benötigen.

Bisher täglich acht bis zehn Stunden kein Strom

„Aufgrund des anhaltenden Krieges in der Ukraine sind die Kosten für Treibstoff und Grundnahrungsmittel im ganzen Land in die Höhe geschossen. Zusätzlich zu den hohen Energiekosten kommt es im Land häufig zu Stromausfällen“, schildert Pfarrer Ódor die Situation vor Ort. Derzeit würden die Menschen nur unregelmäßig mit Strom versorgt. Für acht bis zehn Stunden täglich falle der Strom sogar ganz aus. Dies erschwere auch die diakonische Arbeit. Als Beispiel nennt Ódor die mittlerweile 26 Suppenküchen. „Dort erhalten täglich mehr als 1300 Menschen in Not warmes Essen. Für dieses Angebot ist eine sichere Energieversorgung sehr wichtig.“

Spenden für zentrale Bereiche des Lebens: Strom, Essen und Heizung

Für Dr. Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, liegt es auf der Hand, dass diese Projekte gefördert werden: „Es geht um drei zentrale Bereiche des alltäglichen Lebens: Strom, Essen und Heizung.“ Die Geschwister der reformierten Kirche leisteten dort elementare Arbeit, so der rheinische Präses. „Sie dabei zu unterstützen, gehört für uns zu unserem Glauben.“

„Aggressor Russland zerschießt Energieinfrastruktur der Ukraine“

Dem stimmt Thilo von Selchow, Regierender Kommendator der Rheinischen Genossenschaft des Johanniterordens zu: „Wir sehen den kalten Winter herannahen und lesen täglich Berichte, aus denen hervorgeht, dass die Energieinfrastruktur der Ukraine vom Aggressor Russland zerschossen wird. Wir sind daher in Sorge um die Menschen.“ Die Rheinische Genossenschaft des Johanniterordens ist ein regionaler Zusammenschluss innerhalb des evangelischen Johanniterordens, einer christlichen Hilfsorganisation, die sich auf karitative und soziale Aufgaben konzentriert. Wie von Selchow berichtet, hätten die Johanniter bereits über die Mission Siret 1000 Öfen für die Menschen in der Ukraine gespendet. Daran wolle man anknüpfen. „Deshalb beteiligen wir uns gerne an der Hilfsaktion.“

Unterstützung als Zeichen der Solidarität mit Ukrainerinnen und Ukrainern

Der Präses der rheinischen Kirche sieht die Unterstützung auch als ein Zeichen der Solidarität mit den Ukrainerinnen und Ukrainern. „Im Augenblick wird politisch viel über eine andere Haltung zum Ukraine-Krieg diskutiert. Wichtig ist dabei, dass es einen gerechten Frieden gibt. Es muss ein Frieden für die Menschen in der Ukraine sein, nicht auf ihre Kosten“, hebt er hervor. Solch eine menschenverachtende und völkerrechtswidrige Gewalt dürfe nicht Schule machen. „Dass Frieden, Gerechtigkeit und Wahrheit unlöslich zusammengehören, ist elementarer Teil christlicher Botschaft, gerade auch im Advent.“

„Menschen sind immer erschöpfter“

Pfarrer Ódor weiß um das Leid vor Ort: „Die Menschen vor Ort sind immer erschöpfter – physisch, mental und auch spirituell.“ Die Auswirkungen des Krieges auf die Menschen und die Gemeinschaft seien bedrückend. „Es gibt keine menschlich hoffnungsvollen Antworten auf die Situation. Die Nöte sind unendlich.“ In dieser Situation verlasse man sich einzig und allein auf Gott. „Dabei ist Solidarität in Form von Gebet, Austausch, Besuch und Unterstützung eine Bestätigung dieser Hoffnung, eine mentale Stärkung und eine Art Glaubensvergewisserung.“

Helfen – und selbst spenden

Wer das Hilfswerk der Reformierten Kirche in Ungarn bei seiner Arbeit in der Ukraine unterstützen möchte, kann über die Ukraine-Spendenseite des Hilfswerks spenden. Aus organisatorischen Gründen können jedoch keine Spendenbescheinigungen versandt werden.

Stichwort: Partnerschaft zwischen Kirchen
Die Evangelische Kirche im Rheinland unterhält vielfältige Verbindungen zu Partnerkirchen im Ausland. Eng verbunden ist sie etwa über eine Partnerschaftsvereinbarung mit der Reformierten Kirche in Ungarn und darüber mit den Kirchen der ungarischen Minderheiten in den Nachbarländern. Eine solche Vereinbarung regelt die Zusammenarbeit zwischen Kirchen. Darin werden gemeinsame Ziele, Werte und Aufgaben festgelegt, wie der theologische Austausch, diakonische Projekte oder humanitäre Hilfe.

Beitragsfoto © Andrew Petrischev (unsplash)