Fest der Begegnung am 28. Dezember 2014 im Pfarrzentrum St. Michael
Herzlich willkommen miteinander hier heute Nachmittag, und besonders: Herzlich willkommen in Wermelskirchen allen denen, die von weither kommen und neu in unserer Stadt sind!
Ich bin Cornelia Seng, meinen Namen finden Sie auf der Rückseite des Flyers. Ich bin Pfarrerin der Evangelischen Kirche und arbeite als Religionslehrerin hier am Gymnasium. Ich bin eine der Mitbegründerinnen der Initiative „Willkommen-in-Wermelskirchen“. Ende Oktober haben sich Menschen aus allen christlichen Gemeinden der Stadt getroffen, um eine Initiative für Flüchtlinge und Asylsuchende ins Leben zu rufen.
Also Ihnen von weither ein besonderes Willkommen in unserer wirklich kleinen deutschen Kleinstadt. Es ist schön, dass Sie da sind, sie machen das Leben in unserer Stadt bunter. Ich empfinde es als echte Bereicherung, Menschen aus anderen Kulturen und Sprachkreisen auf der Straße zu begegnen. Das gibt uns ein bisschen das Gefühl von der großen weiten Welt.
Leider gibt es in der letzten Zeit aber auch andere Stimmen in unserem Land. Sie nennen sich „Pegida“ oder „Dügida“. Sie behaupten, das christliche Abendland, – West-Europa,
verteidigen zu wollen gegen den Islam und fremde Kulturen. Sie verbreiten Angst und
Fremdenfeindlichkeit. Wir sind tief erschrocken und beschämt, dass es solche Stimmen in unserem Land gibt. Denn: „Pegida“ vertritt nicht die Werte des „christlichen Abendlandes“! Das ist nicht die Tradition Christentums! Glauben Sie das nicht!
Die christliche Tradition West-Europas und Deutschlands begann übrigens im Vorderen Orient mit Abraham, Mose und Jesus Christus, – natürlich! Jesus Christus hat uns gesagt, den Nächsten zu lieben und Fremde aufzunehmen und für sie zu sorgen. Gastfreundschaft, Nächstenliebe, Barmherzigkeit und Fürsorglichkeit sind christliche Werte und das wollen wir leben. Mit dieser Initiative: „Willkommen-in-Wermelskirchen“ wollen wir zum Ausdruck bringen: wir möchten Sie hier willkommen heißen und hoffen, Sie fühlen sich bei uns sicher und gut aufgehoben.
Für diese Werte einzustehen bedeutet auch, für diese unsere Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland einzustehen, die unsere Väter und Mütter nach dem 2. Weltkrieg hier in Deutschland aufgebaut haben.
Wie Sie mit Sicherheit wissen, hat unser Land mit dem Holocaust, der Vernichtung von mehr als 6 Millionen Menschen, und dem 2. Weltkrieg entsetzliches Leid über ganz Europa gebracht. Heute haben wir gelernt, diese demokratische Gesellschaft und das Grundgesetz, das ihr zu Grunde liegt, zu schätzen. Und wir werden gegen andere Stimmen in unserem Land diese Werte des Grundgesetzes, der Menschenrechte und genauso die Rechte der Kinder verteidigen.
Das ist z.B.
– das Recht, dass jeder Mensch selbstverständlich seine eigene Religion frei ausüben darf.
– Und die Tatsache, dass Männer und Frauen vor dem Gesetz gleich gestellt sind und jeder Mensch sein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung führen darf. Wir werden Bewegungen unterstützen, die Frauen helfen, diese Rechte in Anspruch zu nehmen.
– Und wir stehen dazu, dass Kinder ein Recht auf Bildung haben und sie zur Schule gehen müssen. In Deutschland gibt es Schulpflicht.
– Und dass Kinder ein Recht darauf haben, mit Vater und Mutter aufzuwachsen. Und leider müssen wir manchmal unsere eigenen Behörden und Ämter an diese Rechte erinnern, wie uns vor einem Jahr klar wurde, als Kinder von ihrem Vater getrennt wurden und er nach Südosteuropa abgeschoben wurde.
Ich fürchte, wir waren in der Vergangenheit nicht achtsam genug diesen gesellschaftlichen Prozessen gegenüber. Es ist an der Zeit, als Christen für die christlichen Werte in unserer Gesellschaft gerade zu stehen. Wir können nicht länger darauf vertrauen, dass alles schon von alleine richtig läuft.
Also: Menschen, die diese bunten Buttons tragen, stehen ein für eine Willkommenskultur in unserer Stadt. Sprechen Sie uns darauf an.
Wir helfen Ihnen gern weiter.
– Bei den viele Formularen und Behördengängen, beim Lernen der deutschen Sprache oder auch, wenn Sie Hilfe eines Rechtsanwaltes brauchen, um die Möglichkeiten der Einwanderung zu prüfen.
Auf diesem Flyer finden Sie die neuen Angebote unserer Initiative. Die Sprachkurse im Jugendbüro, die schon bestehen, laufen natürlich weiter.
Neu ist ein Treffen für Frauen mit und ohne Kinder im Gemeindehaus Heisterbusch nahe dem Wohnheim „Im Belten“.
Weitere Sprachkurse kommen dazu.
Und das „Café International“ als Treffpunkt im Gemeindehaus Markt an der großen Stadtkirche.
Alles startet gleich im Januar. Leider ist noch nicht alles ganz fertig, an dem Internetauftritt wird noch gebaut.
Vielleicht wird es auch noch mehr Angebote geben, bitte sprechen Sie uns an und sagen Sie, wo Sie Kontakte brauchen und was Sie sich wünschen. Vorerst: Herzliche Einladung zu all diesem!
Wir hoffen, Sie fühlen sich echt willkommen in Wermelskirchen!
Jetzt lassen Sie uns feiern, miteinander essen, lachen und was immer.
Und: Vielen Dank an alle, die diesen Nachmittag vorbereitet haben!