Beim Gesprächsabend in der AfD in der vorigen Woche fiel dieser Ausdruck: „Ein guter oder ein schlechter Christ.“ – Kann es das geben, einen „guten“ oder „schlechten“ Christen? Etwa wie es gute oder schlechte Sportler gibt oder gute und schlechte Schüler? In Mathe war ich immer eine schlechte Schülerin.
Aber Christsein ist kein Punktesystem, es gibt keine Noten, es geht nicht um ein bisschen Moral.
Christsein ist eine gelebte Überzeugung, ein Bekenntnis zu Gott und zum Leben. Ein „bisschen“ Christ kann es genauso wenig geben wie ein „bisschen“ schwanger. Es geht nicht um gut oder schlecht, es geht um ganz oder gar nicht.
In der katholischen Kirche gilt die Meinung des Papstes und der Bischöfe. Dass eine Grundeinstellungen, wie Fremdenfeindlichkeit nicht mit dem Evangelium vereinbar ist, haben die Bischöfe in der Bischofskonferenz in Berg. Glachbach in der vergangenen Woche eindrucksvoll deutlich gemacht. Sie sprachen von „roten Linien“.
In der Evangelischen Kirche gilt das Wort der Bibel als oberster Maßstab. In der großen Rede vom Weltgericht sagt Jesus: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“. (Matthäus 25, 43) Das ist eindeutig. Am Ende entscheidet nicht, wie oft ich in der Kirche gesessen habe, sondern ob ich mich auf Jesus eingelassen habe. Und mit Jesus geht Ausgrenzung von Mitmenschen nicht. Überhaupt nicht. (Und mit dem Grundgesetz auch nicht: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“)
Nein, nicht ich grenze die „Christen in der AfD“ aus. Aber „Christen in der AfD“ grenzen sich selber aus, wenn sie die menschenverachtende Meinung der Parteiführung teilen. Das bedauere ich. Zutiefst.
Cornelia Seng